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oder 089 / 21898226
und an der Abendkasse
Vorverkauf über > München Ticket
         
8 + 9. Juli 2016
Fr, Sa
20:00

Karten € 15 und 10 erm.
 

Schachabend
Kriminaloper für Stimme und Bläserquintett von Helga Pogatschar

 
    Libretto Christoph Buggert
Komposition, Regie und musikalische Leitung Helga Pogatschar
Sprecherin/Sängerin Salome Kammer
Flöte Dávid Simon
Oboe Cvetomir Velkov
Klarinette Slava Cernavca
Horn Carlos Duque
Fagott Teimuraz Bukhnikashvili
   
   
   
 

Erosion des Rechts von oben so könnte man beschreiben, was in letzter Zeit für eine Kette von Skandalen gesorgt hat. Großbanken und Industriekonzerne halten sich aufgrund ihrer Systemrelevanz für legitimiert, geltende Rechtsnormen außer Kraft zu setzen. Fliegt die Sache auf, werden einige leitende Persönlichkeiten ausgetauscht, ansonsten läuft das Spiel fröhlich weiter.

Was passiert, wenn solche Perversionen der Moral ins Alltagsleben unserer Eliten durchsickern? In Schachabend gerät ein Einbrecher in die Fänge einer fünfköpfigen Schach-spielergruppe und wird von ihr zunächst im Stile eines Gerichtsprozesses nach dem alten Kaiserlich Österreichischen Kriegsstrafrecht verhört. Das offizielle Urteil lautet
Todesstrafe, doch die Gruppe entscheidet sich dann doch lieber dafür, den Einbrecher am Schachspiel zu beteiligen. Der erweist sich als Schachexperte und spielt mit der Gruppe historische Schachpartien nach. Zu Mitternacht beschießt die Gruppe, die Strafe auf ein morgendliches Rasenmähen zu beschränken, der Einbrecher soll aber beim Hausbesitzer Konrad übernachten. Letzterer prüft über Nacht nochmals die Gesetzeslage und vollzieht schließlich allein das Urteil am Einbrecher: Er erstickt ihn mit einem Brokatkissen. Per SMS benachrichtigt, helfen alle Freunde zusammen, die Leiche – eingerollt in einen Teppich – verschwinden zu lassen, um dann weiter ihrem Hobby zu frönen.

Fünf Blasinstrumente sind jeweils einem Herren zugeordnet, die Instrumente synchronisieren die Sprechrollen. Zusammen ergeben sie den skurrilen Klangkörper eines Bläserquintetts. Die Rollen lösen sich schnell auf: die Instrumente reißen sich von den Rollen los, die Sprache demontiert sich selbst durch unsinnige Betonungen. Salome Kammer übernimmt die Rollen der fünf Individuen in persona, leiht ihnen mal singend, mal sprechend ihre Frauenstimme. Wer Kay‑Hermann, Konrad oder Arno ist, geht dabei unter. Alle sind sich einig und verhalten sich unterm Strich gleich: eine Schachspielergruppe, die sich im Zusammenhalt ihres elitären Clubs bis zum Mord unbedingt einig ist.

Der Text wird dabei nicht nach semantischer Bedeutung vertont, sondern nach rein musikalischen Aspekten dem eigentlichen Sinn entfremdet. So entsteht eine Stunde durchkomponierte Musik, eine Kriminaloper, in Form eines technokratischen Polizei‑Protokolls. Grotesk und skurril, dabei in seiner teilnahmslosen Haltung dem unaussprechbar Schrecklichen gegenüber umso grausamer.

   
         
   

Uraufführung des Kompositionsauftrages von 2016 des Bayerischen Rundfunks / BR Hörspiel und Medienkunst / Redaktion Herbert Kapfer
Release der CD bei Klangmueller Musikverlag, mit freundlicher Genehmigung der BRmedia

   
   
   
  Christoph Buggert, 1937 in Swinemünde geboren, promovierte 1967 in München mit einer Studie zur Erzähltechnik Adalbert Stifters. Von 1972 bis 1976 war er Hörspiel-Dramaturg am Bayerischen Rundfunk, von 1976 bis 2002 Chef der Hörspielabteilung des Hessischen Rundfunks. Für ein knappes Jahrzehnt leitete er die Welle hr2-kultur. Er gründete mit Michael Krüger, Günter Herburger, Tankred Dorst, Walter Boehlich, Robert Gernhardt und anderen die ersten, genossenschaftlich organisierten Autorenbuchhandlungen in München und Frankfurt am Main. Er schrieb zahlreiche Hörspiele, erhielt u.a. den japanischen Morishige-Award und wurde für Vor dem Ersticken ein Schrei (WDR 1977) mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet. Christoph Buggert veröffentlichte vier Romane: Das Pfarrhaus (1988), Lange Reise (2002), Deutschlandbesuch (2006) und Im vierten Zimmer der Zeit (2014).
 
   
   
  Helga Pogatschar absolvierte die Studiengänge Klavier und Komposition für Film und Fernsehen an der Musikhochschule München sowie als Gast ein Jahr in Göteborg elektroakustische Komposition. Danach unterrichtete sie an den Musikhochschulen München und Hamburg. Die Komponistin und Konzeptkünstlerin ver- wirklichte zahlreiche eigene multimediale Musiktheater-Projekte, für die Münchener Biennale 2012 mystery – mach dir kein bild. Einige Projekte erschienen auf CD, ebenso die beim Bayerischen Rundfunk produzierten Kinderprojekte. Stipendien und Förderungen: Musikstipendium des Kulturreferates der Landeshauptstadt München 2000, Projektstipendium für Neue Musik/Neue Medien der Landeshauptstadt München für Traumtext 2004/05, Stipendiatin am internationalen Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg 2006, Förderpreis der Landeshauptstadt München 2007.
 
   
   
    Salome Kammer studierte Musik mit Hauptfach Violoncello. 1983 wurde sie als Schauspielerin ans Theater Heidelberg engagiert, 1988 zog sie für die Dreharbeiten zu dem Film-Epos Die zweite Heimat von Edgar Reitz nach München und begann ihre Stimme auszubilden. Seit 1990 ist sie als Vokalsolistin zu hören, Komponisten wie Helmut Oehring, Wolfgang Rihm, Georges Aperghis, Bernhard Lang, Isabel Mundry, Mauricio Sotelo und Carola Bauckholt schrieben Stücke für sie. Ihr weitgefächertes Repertoire umfasst Klassiker der Moderne wie Arnold Schönbergs Pierrot Lunaire und Luigi Nonos La fabricca illuminata sowie Werke von John Cage, Luciano Berio und Hans Zender, von Kurt Weill und Hanns Eisler. Es geht vom Avantgarde-Gesang und virtuosen Stimmexperimente zum klassischem Melodram, von Liederabenden bis hin zu Dada-Lyrik und Broadwaysongs. Salome Kamme unterrichtet auch Neue Musik für Gesang an der Münchner Musikhochschule.
 
   
   
   

> www.helgapogatschar.de > www.schwerereitermusik.de
unterstützt vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München
und vom Bezirk Oberbayern

   
   
   
  Karten zu EUR 15 und 10 (erm.) unter Tel 089 – 2189 8226
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update 23.6.2016